Moritz Werner Schuster

            wurde am 20. Oktober 1930 in Ober-Seemen bei Schotten in Hessen geboren.

            Die Eltern waren Joseph Israel und dessen Ehefrau Sarah geb. Wilhelm (oder Wallach).

            Moritz hatte noch zwei ältere Schwestern, Betty und Margot und die jüngere Schwester Friedel.

            Werner und Friedel besuchten die Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim.

In der Meldekartei der Stadt Bad Nauheim wird angegeben, dass Moritz vom 1. Mai 1938               bis zum 21. Dezember 1938 und vom 15. Januar bis zum 15. Februar 1939 die

Schule in der  Frankfurter Straße 103  besuchte und dort gemeldet war.[1]

    

            Bereits am 16. Februar 1939 soll die Emigration in die Niederlanden erfolgt sein.

            Am 2. März 1943 wurde Moritz Schuster vom Sammellager Westerbork in das

            Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet.

 

             

     [1]Meldekartei der Stadt Bad Nauheim

 

 

  > Namensverzeichnis 

In einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. November 2017 erfährt man

weitere Einzelheiten über die Familie Schuster aus Ober-Seemen.

Der Journalist und Buchautor Jan Grossarth schreibt unter der Überschrift "Steinherz":

 

... Fast 200 jüdische Bürger gab es im Dorf gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, knapp ein Fünftel der            Einwohner von Ober-Seemen. 1939 war es noch die Familie Schuster. Und Heinrich Schmidt, der Senior-Wirt (Anm. Senior-Wirt der Gaststätte zur Linde), er kannte sie.

So will er gern erzählen: Er hatte einen Freund, das war der keine Werner Schuster. Sie waren gleich alt. Werner lebte im Haus auf der anderen Straßenseite. Er war ein blonder Junge, der aussah wie ein Heinrich, und man machte keinen Unterschied, und sie spielten Versteck und hüteten die Rinder auf der Weide, und Heinrich saß bei Werner in der Stube und aß köstliche Brote, und die Eltern buken im Backhaus gemeinsam Brote, und Werners Eltern buken am Freitag die Schabbat-Brote.

... Heinrich Schmidt, der alte Wirt, ist der letzte Mann aus dem Dorf, der einen jüdischen Freund hatte. Er erinnert sich auch, wie sich die Familie Schuster versteckt hielt, auf dem Dachboden der "Linde", wenn die SA-Schergen aus dem Nachbarort kamen und jüdische Frauen, Kinder und Männer auf offener Straße schlugen und folterten. In Gedern, dem Nachbarort, gab es solche Hetzjagden auf der Straße unter dem Beifall von Hunderten Bürgern.

In Ober-Seemen war Werner Schuster auch das letzte jüdische Kind in der Volksschule, und die anderen durften nicht mehr mit ihm spielen in den Pausen.

In der "Linde" versteckte sich Familie Schuster: Betty und Margot, die beiden großen Schwestern, der kleine Werner, sein Bruder Friedel (Anm.: Friedel war die jüngere Schwester). An einem Morgen waren sie weg...

 Quelle: Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. November 2017

Foto: Thomas Schwab, Dezember 2017
Foto: Thomas Schwab, Dezember 2017

Die Synagoge in Ober-Seemen